Ein Plakat von Togos Präsident Faure Gnassingbe hängt in Lome.

Nachbarland von Mali und Niger Warum Europa auf die Wahl in Togo schaut

Stand: 29.04.2024 12:01 Uhr

Über den Präsidenten wird zwar nicht abgestimmt, aber die Parlamentswahl in Togo ist trotzdem wichtig für Faure Gnassingbé: Denn das westafrikanische Land befindet sich in Aufruhr. Auch Europa blickt auf die Abstimmung.

Mit Trommeln, Trompeten und viel Zuversicht ist die Partei des Präsidenten, Faure Gnassingbé, in den Wahlkampf gezogen. Sie gilt als eindeutige Favoritin auf den Sieg bei der Abstimmung. "Schauen Sie, trotz des Regens sind die Menschen gekommen", erklärte ein Wahlkämpfer für die Regierungspartei UNIR zufrieden.

Der Präsident kann sich nicht vollkommen gelassen zurücklehnen. Zwar wird über ihn nicht abgestimmt, doch ohne Mehrheit im Parlament droht dem 58-Jährigen ein empfindlicher Machtverlust. Zudem befindet sich sein Land in Aufruhr.

Familie seit mehr als 50 Jahren an der Macht

Seit nunmehr fast zwei Jahrzehnten regiert der überzeugte Junggeselle Faure Gnassingbé das westafrikanische Togo. Rechnet man noch die fast 40 Jahre hinzu, die davor sein - zum Teil diktatorisch auftretender - Vater die Macht innehatte, so lässt sich schwer leugnen: Es ist eine echte Familiendynastie, die seit mehr als einem halben Jahrhundert die Geschicke des 8-Millionen-Einwohner-Landes lenkt.

Dabei bekundete Präsident Gnassingbé vor vielen Jahren selbst: "Wenn jemand an die Macht kommt, nur weil er einen Namen trägt, weil er aus einer Familie stammt, wäre das schlimm für das Land."

Faure Gnassingbé

Togos Präsident Faure Gnassingbé während des G20 Investment Summit 2023 im November in Berlin.

"Fühle mich nicht als Diktator"

Vorerst jedenfalls sieht es nicht so aus, als würde sich an den Machtverhältnissen rasch etwas ändern. Zwar hatte das Parlament vor kurzem eine Verfassungsänderung beschlossen, mit denen die Befugnisse des Präsidenten erheblich beschränkt werden.

Doch die Opposition ist trotzdem auf den Barrikaden. Am Ende, so ihr Vorwurf, würden auch diese Neuerungen, sozusagen durch die Hintertür, wieder die Macht von Faure Gnassingbé zementieren. Klar ist: Behält seine Partei die Mehrheit in der Nationalversammlung, stärkt das auch ihn selbst.

Der Langzeit-Präsident, der einst in Paris und Washington studierte, gibt selten Interviews, sagte jedoch im Jahr 2020 der Nachrichtenagentur AFP: "Ganz ehrlich. Auf jeden Fall fühle ich mich nicht als Diktator oder so etwas."

Menschen stehen in einer Schlange vor einem Wahllokal.

Junge Togolesen können sich an einen Präsidenten vor Faure Gnassingbé gar nicht mehr erinnern.

Wahlen auch für Europa interessant

Deutschland, die Europäer und vor allem Frankreich als ehemalige Kolonialmacht schauen jedenfalls durchaus mit Interesse auf die Wahl in Togo. Vor allem, weil Länder in der Nachbarschaft wie Mali, Niger und Burkina Faso viele Verbindungen zu den Europäern gekappt hatten und sich stattdessen militärisch auf Russland verlassen.

Togo hingegen hatte seine Fühler zuletzt eher in Richtung angelsächsischen Westen ausgestreckt, hatte sich in den USA um Geld für Entwicklungshilfe bemüht und war vor zwei Jahren dem britischen Commonwealth beigetreten.

Im Küstenstaat Togo lebt fast die Hälfte der Bevölkerung unter der Armutsgrenze. Das Land müht sich, ein Einsickern des Terrorismus aus Burkina Faso im Norden zu verhindern. Es deutet vieles darauf hin, dass all dies noch eine ganze Weile das Problem von Faure Gnassingbé bleiben wird.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 28. April 2024 um 23:23 Uhr.